Im ersten Teil dieses Screencasts erklärt Simon Meier, Mitglied der CLARIN F1, wie für diskursanalytische Fragestellungen das Deutsche Referenzkorpus (DeReKo) in COSMAS II mit der integrierten Funktion der Themenannotation genutzt werden kann. Hier geht es zu Teil 2.
Als Beispiel wählt Meier populärwissenschaftlichen Diskurs in denen Formulierungen wie
- heute weiß man
oder - wir wissen heute
genutzt werden.
Die These lautet:
Im populärwissenschaftlichen Diskurs als medial vermittelter Experten-Laien-Kommunikation sind wir wissen heute, heute weiß man usw. formelhafte Mittel zur Präsentation von Wissen und Wissensfortschritt.
Die dazugehörige Forschungsfrage:
Sind die Formulierungen tatsächlich typisch für populärwissenschaftliche Diskurse?
Seine Vorgehensweise:
Um seine Forschungsfrage zu beantworten und die These zu bestätigen bedient sich Meier am DeReKo, auf das mithilfe der Webanwendung COSMAS II zugegriffen werden kann. Hierfür wählt er nach einem login in COSMAS II das Archiv w2, welches Pressetexte aus (Lokal-)Zeitungen enthält aus und wählt daraus alle öffentlichen Korpora aus.
Nun kann nach die Suche starten. Er gibt den Suchbegriff, beziehungsweise den Suchbegriff wir wissen heute in die Suchmaske ein und wählt Wortabstand /^w1, sodass ausschließlich und exakt diese Anfrage gesucht wird. Lässt man sich nun alle Suchergebnisse anzeigen, kommen 763 Treffer zusammen, welche zunächst nach Quellen und alphabetisch sortiert sind. Da Meier interessiert, ob der Suchbegriff in populärwissenschaftlichen Diskursen besonders häufig vorkommt, wählt er die Sortierung nach Themen in absteigender Reihenfolge der Häufigkeit der Treffer in diesen aus. Dieser Schritt ist möglich, da jeder Text, der in das DeReKo eingespeist wird, eine automatisierte Themenannotation durchläuft, die auf Grundlage von Wortverteilungen abschätzt, welchem Thema ein Text vermutlich entstammt.
Die Ergebnisse:
Geht man nun ans Ende der Liste ist zu sehen, dass Texte aus Wissenschaft, mit Unterthema Populärwissenschaft, die zweitmeisten Treffer haben. Die meisten Treffer sind bei Texten aus Gesundheit und Ernährung zu finden, welche im erweiterten Sinne auch in die Kategorie Populärwissenschaft fallen. Man kann sich nun im nächsten Schritt auch einzelne Belege im Volltext anzeigen lassen, die im Fall von Meiers These und Suchanfrage die Hypothese bestätigen. So sind im Bereich Wissenschaft Sätze wie
Wir wissen heute, so Professor Fink, dass Gedächtnisinhalte in einem dynamischen Netzwerk von Nervenzellen repräsentiert werden.
zu finden, und im Bereich Gesundheit und Ernährung Sätze wie
Wir wissen heute, dass altersbedingte Defizite durch eine ganze Reihe von Kompetenzen kompensiert werden, so Andreas Schmitt.
In beiden Fällen handelt es sich also um Experteninterviews in dem wissenschaftliches Wissen präsentiert wird. Diese scheinen also typische Verwendungskontexte für solche Formulierungen zu bieten, was Meiers These bestätigt.
Im zweiten Teil des Screencasts, der in diesem Blogpost besprochen wir zeigi Meier, wie die gefundenen Treffer mit AntConc weiter untersucht werden können.
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