ESU Erfahrungsbericht: Stipendiatin Linda Brandt

Ein Erfahrungsbericht über die „Culture & Technology“ - European Summer University in Digital Humanities in Leipzig

Text von Linda Brandt

Bereits zum 9. Mal fand im Zeitraum vom 17.07.-27.07.2018 an der Universität Leipzig die internationale Sommeruniversität für Digital Humanities statt, welche von einem Team um Elisabeth Burr, Professorin für französische, frankophone und italienische Sprachwissenschaft organisiert wurde. Jedes Jahr treffen sich dort für 11 Tage Studierende, Doktoranden, Postdocs und ProfessorInnen, um dort gemeinsam DH-bezogene Seminare, Vorlesungen, Exkursionen zu besuchen und um Einblicke in die Leipziger Stadtgeschichte zu erhalten. Dieses Jahr nahmen mehr als 100 TeilnehmerInnen aus über 30 Länder teil, die im Rahmen der ESU gemeinsam lernen und Erfahrungen sammeln konnten.

Für mich war es die zweite Teilnahme, sodass es zugleich ein schönes Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern war. Und auch viele weitere Gäste waren bereits mehrfach in Leipzig, was abermals für die Summer School und die OrganisatorInnen spricht. Das akademische Programm war abwechslungsreich gestaltet. So gab es Vorträge von TeilnehmerInnen über ihre eigenen Projekte, wie beispielsweise von Simon Gabay von der Uni Neuchâtel über „A catalogue of 17th c. French autograph manuscrripts“ und Giovanni Pietro Vitali von der Université de Poitiers in Frankreich über „Rethinking Rome as an Anthology: The Poeti der Trullo's Street Poetry". Darüber hinaus wurden Vorlesungen von verschiedenen Dozenten angeboten, wie Gimena del Rio Riande von der Universität de Buenos Aires in Argentinien, welche über „Digital Humanities and Humanidades Digitales“ in Südamerika gesprochen hat. Ein weiterer Dozent war Ray Siemens, Professor für Humanities Computing an der Victoria Universität in Kanada, der über „Open Social Scholarship, in Real Terms“ referiert hat. Demzufolge waren viele internationale und namenhafte WissenschaftlerInnen vertreten, die uns vielfältige Einblicke in ihre digitale geisteswissenschaftliche Forschung präsentieren konnten.

Coding mit Python

In diesem Jahr habe ich den Workshop „Word Vectors and Corpus Text Mining with Python“ besucht, den die PhD Kandidatin Eun Soe Jo (https://history.stanford.edu/people/eun-seo-jo) aus dem Department of History von der Universität Standford in den USA dozentierte. Eun Soe war stets eine hilfreiche und erfrischende Dozentin, die nicht nur viel über Python, Text Mining, Word Vectors und Machine Learning vermitteln konnte, sondern zugleich immer wieder von ihrer Arbeit und ihrem Leben in den USA berichtete. Wie in den meisten Kursen der Sommeruniversität stand auch hier die Praxis im Vordergrund, sodass im Sinne des „Hands On“ immer selbst viel ausprobieren und programmieren konnten. Ferner hat uns der Kurs nicht nur einen ausführlichen und praktischen Überblick über das computergestützte Textmining gegeben, sondern ermöglichte zusätzlich Grundlagen über die natürliche Sprachverarbeitung und Wortvektorisierung zu den neuesten Trends an der Schnittstelle von Computerlinguistik und geisteswissenschaftlichen Anwendungen zu erhalten. Darüber hinaus haben wir stets in der Gruppe die Ergebnisse kritisch analysiert und bewertet und konnten an unseren eigenen Korpora arbeiten. Wie der Name des Workshops es bereits andeutet stand vor allem das Erlernen und Verständnis von Wordvektoren und anderen neuronalen Netzwerken im Vordergrund. Zudem konnte uns Eun Soe Jo vielfältige Einblicke in die neuesten Trends der DH-Forschung geben und haben über die Auswirkungen auf das traditionelle geisteswissenschaftliche Studium diskutiert.

Internationales Flair

Obgleich die Seminare und Vorlesungen im Vordergrund der Summer School standen, waren es auch die zahlreichen gemeinsamen Kaffee-Pausen, Mensa-Essen, gemeinsame Abendessen und Ausflüge, die die Zeit in Leipzig so besonders und lebhaft machten. Selten gibt es die Gelegenheit für Studierende wie mich, so viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern respektive Universitäten kennenzulernen und mehr über ihr Leben dort und ihre Forschung zu erfahren. Die Sommeruniversität gab uns nicht nur die Gelegenheit unseren akademischen Horizont zu erweitern und mehr über Digital Humanities zu lernen, sondern zugleich die Stadt zu erforschen. So waren wir beispielsweise in der Leipziger Spinnerei, im Kunstkraftwerk, im Bergbau Technik Park und im Druckkunst-Museum, um an dieser Stelle nur einige sehenswerte Highlights zu nennen. Ich empfehle die Sommer Universität nicht nur AnfängerInnen im Bereich der digitalen Geisteswissenschaften, sondern abermals für Fortgeschrittene und Interessierte, die nicht vor den neueren Methoden zurückschrecken. Die Sommeruniversität und ihr Programm bieten den perfekten Rahmen die (er-)lebenswerte Stadt Leipzig kennenzulernen und mit vielen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu sprechen.

(Seit 2018 Master-Studentin für „Sprache und Kommunikation“ an der Universität Basel, Schweiz).

Geschrieben von : Sarah Schneider

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