Wie prototypisch sind die Digital Humanities? Softwareprototypen auf der DHd 2019
„Stop apologizing for your prototypes!” [1], so lautet bereits im Jahr 2007 ein Appell von Lev Manovich an die Digital Humanities Community. Mit 14 Nennungen in unterschiedlichen Beitragsformaten [2] wurden auf der diesjährigen 6. Jahrestagung des Verbands Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd 2019) eine Vielzahl an Prototypen vorgestellt, die zugleich ein breites Spektrum an Verwendungskontexten zeigten. Ich habe mich auf der DHd 2019 einmal nach den Prototypen umgeschaut und gefragt: Was sind eigentlich Prototypen? Welche neuen Prototypen wurden vorgestellt?
Was unter einem Prototyp zu verstehen ist, wird in den Konferenzbeiträgen der DHd 2019 in vielfältiger Form beschrieben. So ist die Rede von ‚prototypischer Implementierung‘ oder ‚Umsetzung‘, ‚prototypischen Applikationen‘, ‚Prototypenstudie‘, ‚Software-Prototyp‘, ‚Softwarewerkzeuge‘ sowie ‚Prototyping‘ in den Varianten ‚Paper-Prototyping-Methode‘ und ‚Rapid Prototyping‘. Vorangestellt werden auch die Adjektive ‚experimentell‘, ‚digital‘ oder ‚interaktiv‘. Die Bezeichnungen überblickend deutet sich an, dass es sich um provisorische und experimentelle Formen von Software handelt, die in einer zeitlichen Relation zu einer Idee, die umgesetzt werden soll, und einem antizipierten Tool oder einer Infrastruktur stehen. Des Weiteren differenzieren die Beiträge ansatzweise zwischen nicht-digitalen und digitalen Prototyping, als ein iteratives Verfahren der Softwareentwicklung und Interfacegestaltung, und dem Softwareprototyp, als ein externalisiertes Ergebnis digitalgeisteswissenschaftlicher Forschung.
Basierend auf den Konferenzabstracts wurden insgesamt acht solcher Softwareprototypen in den drei Beitragsformaten Workshop, Vortrag und Posterpräsentation erwähnt oder vorgestellt. Zu nennen sind
- eine interaktive 3D Webanwendung ‚Stadtmodell Dresden‘,
- Text Broom, eine Anwendung zur Erkennung von potenziellen Verletzungen der Privatsphäre mit Hilfe einer Textverarbeitungspipeline,
- eine 155 Bände umfassende digitale Repräsentation von Fontanes Handbibliothek visualisiert,
- eine auf der Editions- und Forschungsplattform hallerNet als