Frau Prof. Dr. Angelika Redder von der Universität Hamburg spricht auf dem Forum CA3 in Hamburg über Möglichkeiten, wie der Unterricht mit Hilfe digitaler Sprachressourcen analysiert und verbessert werden kann. Zwei Projekte, die sich dieser Aufgabe annehmen und von Frau Redder in ihrem Vortrag vorgestellt werden, sind EuroWiss und MuM-Multi.
Die wichtigsten Voraussetzungen, um einen Unterrichtsdiskurs erstellen zu können, ist ein integrales Transkriptsionssystem, ein komplexer Editor sowie konstellative Metadaten. Das Erfüllen dieser Voraussetzungen ermöglicht korpuslinguistische Arbeit, Diskursanalyse auf unterschiedlichen Ebenen, integrale Kommunikationsanalyse sowie das Erstellen von Aus- Fort- und Weiterbildungsmaterialien.
Das Projekt EuroWiss, welches sich mit der linguistischen Profilierung einer europäischen Wissenschaftsbildung beschäftigt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, ein Korpus zu erstellen, welches diesen Anforderungen genügt. Das Ergebnis sind 3 Korpora die an der UHH Hamburg, der TU Chemnitz und den italienischen Universitäten Bergamo und Modena entstanden sind und aus Video- und Audiographien bestehen. Genauer handelt es sich um rund 350 Stunden authentischen Lehrveranstaltungsmaterials, wovon ca. 45 Stunden Hiat-transkribiert sind. Hinzu kommen Begleitmaterialien wie Vorlesungsfolien, Tafelaufschriebe, Handouts, studentische Mitschriften, Fragebögen, Interviews und studentische Hausarbeiten. Das Ziel war es, universitäre Lehre komparativ darstellen zu können, um Methoden und Thesen bezüglich der Wissensvermittlung vergleichen zu können. In den Korpora sind verschiedene Konstellationsmomente, Turn-Taking und die Planungshoheit sowie das Vermittlungsformat der Lehrveranstaltung annotiert.
Das Projekt MuM-Multi beschäftigt sich mit Sprachförderung im Mathematikunterricht unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit der Schüler und Schülerinnen. Das Projekt wurde von der Mathematikdidaktik der TU Dortmund sowie der Linguistik der UHH Hamburg durchgeführt. Zur Verstehensförderung der zu vermittelnden mathematischen Konzepte wurde hierfür die Muttersprache (Türkisch) aktiviert. Das Korpus besteht aus 5 Interventionen mit zunehmender Aktivierung der Muttersprache und forcierter Gruppenarbeit in Kleingruppen von ungefähr 4 bilingualen und schwachen Schülern und Schülerinnen der 7. Klasse. In 6 Sitzungen wurden Sprachproben genommen, die ebenfalls Hiat-transkribiert wurden. Annotiert wurde hierbei das funktionale Code-Switching der Schülerinnen und Schüler um sehen zu können, wie viel der Zeit diese jeweils auf Deutsch oder Türkisch denken und arbeiten.
Für die Zukunft wünscht Frau Redder von der diskursiven Annotation Phasierungen zu diskursiven Kategorisierungen, sowie Konstellationsklassifikationen und kalkulierte diskursive Annotation bezüglich Code-Switchings relativ zu Turn-Takings relativ zu allen Äußerungen, sowie die Vernetzung von Code-Switching mit der entsprechenden Diskursphase.
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